Chris Pfanner

Chris Pfanner ist in den letzten 30 Jahren nicht nur eine feste Größe in der europäischen Skateszene geworden, sondern hat auch maßgeblich dazu beigetragen die Kultur und das Team von Vans zu dem zu machen, was es heute ist.

February 14, 2025
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Chris Pfanner ist in den letzten 30 Jahren nicht nur eine feste Größe in der europäischen Skateszene geworden, sondern hat auch maßgeblich dazu beigetragen die Kultur und das Team von Vans zu dem zu machen, was es heute ist. Pfann man, wie er liebevoll genannt wird, wurde in Nigeria geboren und zog in seinen Teenagerjahren nach Österreich, von dort in das Skate-Mekka Barcelona und wohnt jetzt in Deutschland. Er ist als professioneller Skater in der ganzen Welt unterwegs. Jetzt, da er als Team Manager bei Vans ganz vorne mit dabei ist, haben wir uns entschlossen, uns länger mit ihm zu unterhalten, um herauszufinden, wie er tickt, wie wichtig ihm Familie und die Community ist, wie sich die Skate-Szene in den letzten Jahrzehnten seines Lebens verändert hat und über einen Ort am Meer. Es braucht ein ganzes Dorf ...

Erzähl uns etwas mehr über dein Leben.

Ich bin Chris Pfanner, 40 Jahre alt. Ich wurde in Lagos, Nigeria, geboren, wo ich bis zu meinem zehnten Lebensjahr gelebt habe. Danach bin ich für weitere zehn Jahre nach Österreich gezogen. Dort habe ich an der Uni Computer Engineering studiert. Als ich mit der Schule fertig war, habe ich mich entschieden, meinen Traum zu verwirklichen und professioneller Skater zu werden. Also bin ich nach Barcelona gezogen. Dort habe ich sieben Jahre gelebt, war zwischendurch aber auch oft in den USA. Danach bin ich nach Deutschland gezogen, wo ich immer noch lebe.

Erzähl uns mal von deiner Reise auf dem Skateboard.

Als ich noch in Afrika gelebt habe, habe ich Skateboards bei den Ninja Turtles gesehen, aber nicht wirklich verstanden, was das war ... Meine erste richtige Begegnung mit einem Skateboard war in Österreich, wo ich die ersten vier Jahre alleine in einem Internat gelebt habe, bevor der Rest meiner Familie nachgezogen ist. Wir bauten Rampen auf und hatten auf unseren Rollerskates und BMX viel Spaß. Es kamen ein paar Kids aus der Nachbarschaft, die dann einfach auf unseren Rampen geskatet haben. Wir hatten Streit mit ihnen wegen ihren Axle Stalls und den ganzen Tricks, die sie auf unserer Rampe machten. Wir wollten sie loswerden. Ich habe gesehen, wie sie probierten, einen Ollie über zwei Boards zu machen und sagte: „Was zum Teufel macht ihr da? Das sieht so einfach aus.“ Und sie sagten: „Wenn es so leicht ist, dann probiere es doch selber. Mal sehen, was du so drauf hast.“ Ich hab mir dann das Board geschnappt und fuhr etwas herum, schaffte den Ollie und habe gemerkt, wie viel Spaß das macht. Von da an war mein Weg vorgezeichnet.

Dann habe ich so richtig mit dem Skaten angefangen. Ich bin zum Skateshop vor Ort gegangen und habe dort die Skate-Community kennengelernt. Der Inhaber hat mich total unterstützt und hat uns zu Wettbewerben in Österreich und später in Deutschland gefahren. Er hatte eine Marke namens Yama Skateboards. Das war mein erster Sponsor, zusammen mit dem Shop. Von da an ging es so richtig bergauf. Vans hat mich 1998 entdeckt, als ich mein erstes Paar Vans bekam. Meine Mutter bestand darauf, dass ich zuerst die Schule fertig mache und eine gute Bildung habe, aber mithilfe der Unterstützung von Vans konnte ich durch Europa reisen und skaten.

2005 habe ich die Europameisterschaft gewonnen und bekam dadurch noch mehr Sponsoren. Nachdem ich die Schule abgeschlossen hatte bin ich nach Barcelona gezogen. Ich bin zu Deluxe Distribution gewechselt, nachdem sie mich in einer Zeitschrift gesehen hatten. Es war schwer für mich, Yama zu verlassen, da ich den Leuten, die mich von Anfang an unterstützt haben, gegenüber treu sein wollte. 2007 kam ich dann ins Vans Global Team und sie besuchten mich in Barcelona, zum skaten und abhängen. Julien Stranger war auch dabei und lud mich dann nach San Francisco ein, wo ich die Crew kennengelernt habe. Von da an war alles klar. Ich bin dann bei Anti Hero gelandet, was eine riesige Ehre für mich war, als Europäer bei einer amerikanischen Boardmarke zu sein.

Erzähl uns etwas über die größten Erfolge in deiner bisherigen Karriere.

Die Chance, beim Film Propeller mitzuarbeiten. Die Dreharbeiten dauerten fünf Jahre und es war das allererste richtige Vans-Video. Es war eine große Ehre für mich, neben Leuten wie AVE, Geoff Rowley, Kyle Walker, Chima Ferguson und vielen anderen tollen Skatern in diesem Video zu sehen zu sein. Ich dachte mir die ganze Zeit einfach nur: „Wie zum Teufel ist das passiert? Wie habe ich es hierher geschafft?“

Mit Anti Hero zum Profi zu werden war auch ein Meilenstein für mich. Es ist so ein tolles Team. Ein Board von ihnen zu bekommen war so, als wäre ein Traum in Erfüllung gegangen – ein Traum, den ich nicht einmal zu träumen gewagt hätte.

Beschreib uns doch mal die Skateszene vor Ort.

Ich lebe derzeit in Nürnberg. Ich habe meine Exfrau in Barcelona kennengelernt, aber wir sind immer wieder nach Kalifornien gereist wegen meiner Karriere. Es war schwer für sie, also sind wir wieder nach Deutschland gezogen, um näher bei ihrer Familie zu sein. Es ist kein Skate-Mekka wie Barcelona, aber ich habe es auch von hier aus geschafft. Mein Sohn wurde 2012 geboren, meine Tochter 2015. Leider haben wir uns getrennt, aber ich könnte mir nicht vorstellen, weit weg von meinen Kindern zu sein. Deshalb bleibe ich hier.

Die Szene hier ist cool und sie wächst immer mehr. Die jungen Kids sind total gehypt und es ist sehr viel los. Wir haben endlich einen Indoor-Park, wodurch man im Winter besser skaten kann. Das bringt die Szene wirklich in Schwung. Die Zukunft für Nürnberg sieht vielversprechend aus.

Wie war dein Übergang zum Team Manager?

Es ist alles auf ziemlich natürlichem Wege passiert. Der TM in den USA, als ich ins globale Team gekommen bin, war Jamie Hart ... Seine erste Reise außerhalb der Staaten war nach Barcelona. Ich habe dem Team hier geholfen, alles zu organisieren. Das Gleiche habe ich für Propeller gemacht und es fiel mir ziemlich leicht. Nachdem Propeller fertig war, wurde ich 2016 von Vans Europe kontaktiert, um eine Reise zu organisieren und habe das gut hinbekommen. Ich glaube, sie haben erkannt, dass ich etwas drauf habe. Wenn man Vater ist und weiß, dass die Karriere irgendwann enden könnte oder durch eine Verletzung verkürzt werden könnte ... man weiß ja nie, dann ist es immer gut, einen Plan zu haben!

Es macht mir Spaß, Reisen zu organisieren und ich helfe gern meinen Freundinnen und Freunden. Ich bin Vans sehr dankbar für diese Chance. Und ich finde, es ist auch immer ein Bonus, die Orte besuchen zu können, an denen ich skaten will, damit ich auch meine Videos drehen kann.

Wie wichtig ist es für dich, ein Team zu fördern und zu unterstützen?

Das ist mir unglaublich wichtig. Man sieht es in der Skate-Industrie dauernd: Kids werden entdeckt und es gibt einen gewissen Hype, aber es wird ihnen schnell zu viel. Ich versuche, meine Erfahrung zu nutzen, um ihnen zu helfen, um sie auf den richtigen Weg zu bringen, damit sie die richtigen Entscheidungen treffen können. Eine starke und nachhaltige Karriere zu haben, ist sowohl für die Marken als auch für die Skaterinnen und Skater ein großer Vorteil. Ich bin ein Mensch, der sich gerne kümmert. Ich stecke mein Herz und meine Seele in alles, was ich tue. Das Team, das wir bis jetzt zusammengebracht haben, fühlt sich wie eine kleine Familie an. Alle achten aufeinander und unterstützen sich gegenseitig. Das ist der wichtigste Bestandteil unseres Programms: Freunde, die sich gegenseitig zum Erfolg verhelfen wollen.

Wir haben gehört, dass deine Mum bei den Skate-Reisen von Vans ein wichtiger Teil geworden ist?

Das ist eher aus reiner Verzweiflung entstanden. Während der Corona-Pandemie mussten wir Schlupflöcher finden. Es ist wichtig bei Skate-Trips, dass das Team gut verpflegt ist. Und wenn die Restaurants geschlossen sind, ist das unmöglich. Die Lösung war, dass wir alle in derselben Bubble bleiben. Derselbe Van, dasselbe Haus, dieselben Spots. Meine Mum wurde Teil der Bubble und hat für uns gekocht, für sechzehn Jungs! Das hat sie aber nicht abgeschreckt. Ich bin eines von sieben Geschwistern, sie hat das ihr ganzes Leben lang gemacht. Sie erstellt ein kleines Menü für die Woche, beginnend mit dem Frühstück, dessen Geruch das ganze Haus direkt aufweckt. Dann macht sie Sandwiches für zwischendurch und dann, wenn wir wieder zurück sind, liest sich die Crew die Menüs durch, die sie fürs Abendessen ausgedruckt hat, und ist direkt voll begeistert. Sie können es immer kaum erwarten, wieder zu uns nach Hause zu kommen. Es ist eine schöne Art die Crew zusammenzubringen: bei Abendessen, Bier und Gesprächen. Sie ist für unsere Trips unheimlich wichtig geworden. Wir sind eine große Familie.

Meine Mum sagt immer: „Ich habe noch nie gehört, dass etwas Gutes auf leeren Magen zustande gekommen ist.“ Und das sehe ich auch so.

Wie wichtig ist dir die Community?

Es gibt da ein Sprichwort. Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen. Das gilt auch fürs Skateboarden. Die Community ist lebenswichtig. Wir werden am meisten von unserer nächsten Umgebung beeinflusst. Ich finde, dass es wichtig ist, darauf zu achten. Einfach mal nach links und rechts zu schauen und denjenigen zu helfen, die in unserer Nähe sind. Das würde die Welt zu einem besseren Ort machen. Die Skateboard-Szene ist klein. Gemeinsam sind wir stärker.

Was und wer inspiriert dich beim Skateboarden?

Es ist immer das, was sich direkt in meiner Nähe befindet. Es begann mit Yama, dann Anti Hero und Vans. Ich werde von meiner direkten Umgebung inspiriert. Das Skaten ist aber etwas ziemlich Globales und ich bin natürlich offen – und halte auch meine Augen offen. Ich finde die Diversität im Skaten im Jahr 2025 sehr inspirierend. Ich würde sagen, mich inspiriert das Skaten als Ganzes!

Und abseits vom Skateboarden? Was gibt dir den Kick?

Es ist nicht nur das Skaten selbst. Es ist ein kreatives Ventil, das Kunst und Musik braucht, um sich zu erhalten. Ich mache auch gern Fotos, und Kunst im Allgemeinen inspiriert mich. Durch das Skaten habe ich so viele verschiedene Szenen kennengelernt, zum Beispiel die Motorrad-Szene. Ich finde alte Harley Davidsons unheimlich toll. Ich bin dem Skaten so dankbar. Es hat mein ganzes Leben geprägt. Ich habe vor kurzem auch mit dem Surfen angefangen, was mir viel Spaß macht. Ich liebe das Wasser und es ist etwas sanfter auf die Knochen als das Skaten.

Was steht für dich als nächstes an?

Ich versuche, für meine Vans Crew das Beste zu geben, so viel zu arbeiten, wie ich kann, und um die Welt zu reisen. Meine Kinder werden auch immer größer und ein Teil davon zu sein ist wunderbar. Ich bin auf der Suche nach einem Ort, an dem ich den Rest meines Lebens verbringen kann. Irgendwo am Wasser in der Natur wäre toll. Irgendwo, wo mich meine Kinder besuchen können, wenn sie das stressige Leben satt haben, wo sie sich ausruhen und ihre Batterien wieder aufladen können. Ich möchte mich auch um meine Eltern kümmern. Sie werden älter. Sie haben den Weg für mich frei gemacht, und dafür will ich ihnen etwas zurückgeben. Ich brauche nicht viel im Leben, um glücklich zu sein.

Was sind deine Lieblingsschuhe von Vans zum Skaten?

Der All Black Slip-On. Als Kind war ich ein großer Fan von Kung Fu und Bruce Lee. Es sind meine Ninja-Schuhe. Mit ihnen fühle ich mich, als könnte ich fliegen.

Irgendwelche letzten Worte? Eine Botschaft ans Internet? Eine Nachricht an dein jüngeres Ich?

Lebe einen Tag nach dem anderen. Konzentriere dich auf die wichtigen Dinge im Leben, die einfachen Dinge. Erwarte nicht zu viel. Sei glücklich mit dem, was du hast. Dann wird alles gut.

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